Bienen, Bytes und Bildung

Ein Gespräch über den Einsatz von Bee-Bots im Klassenzimmer

Westermann Österreich: Hallo Daniel! Schön, dass du uns heute von deinen Erfahrungen mit den Bee- und Blue-Bots im Unterricht berichtest. Erzähle uns vorab bitte ein wenig über dich.

Ich bin Daniel, 47 Jahre alt und mein beruflicher Werdegang beginnt nach einem HTL-Abschluss in der IT der 90er-Jahre, als es noch kein flächendeckendes Internet gab. Etwa 15 Jahre lang habe ich Datenbanken und Software programmiert, bevor ich in die Bildung gewechselt bin, zunächst als Freizeitpädagoge und später als Lehrer für Mathematik, IT und Sport. Seit gut einem Jahr arbeite ich jetzt schon als Lektor für Schulbücher (Physik und Digitale Grundbildung).

Für welche Altersgruppen findest du den Einsatz von Bee-Bots besonders geeignet und warum?

Bereits in der ersten Klasse Volksschule sind die Kinder Feuer und Flamme für die Bee-Bots. Ich habe die Bee-Bots auch schon mit 6-Jährigen programmiert. 

Auch in der Sekundarstufe (5. und 6. Schulstufe) konnten die Blue-Bots als Nachfolger der Bee-Bots gut genutzt werden. Ich denke, ab dem 12. Lebensjahr werden die Bee-Bots dann langsam „uncool“ und sollten durch Blue-Bots ersetzt werden.
Welche pädagogischen Vorteile siehst du im Einsatz von Bee-Bots im Vergleich zu traditionellen Unterrichtsmethoden im Bereich digitaler Grundbildung?

Handlungsorientierter Unterricht ist fast immer besser für Kinder. Mit den Bee-Bots müssen sich Kinder bewegen, tüfteln, korrigieren, gemeinsam überlegen u.s.w. 

Zusatzmaterial wie z. B. neue Matten zum Fahren können von den Kindern selbst erstellt werden. Es gibt zwar schon Matten mit dem Alphabet, Zahlen etc. – in Werken oder BE können sie jedoch in einem fächerübergreifenden Unterricht auch neue Matten erfinden.

Kinder benutzen den Computer vor allem zum Spielen und zum Vergnügen. Dabei interessiert es die meisten nicht, wie er aufgebaut ist und wie er funktioniert. Die Bee-Bots vereinen Lernen und Spielen: es bewegt sich etwas, es macht Spaß und trotzdem lernt man etwas.
Kannst du mir ein paar konkrete Beispiele nennen, wie du die Bee-Bots im Unterricht integriert hast?

Na klar, diese lassen sich in analoge Vorübungen und Übungen, bei denen Bee-Bots eingesetzt werden, gliedern:

Analoge Vorübungen

Da der IT-Raum am Beginn eines Schuljahres mehrere Wochen nicht zur Verfügung stand, musste ich auf analoge Methoden zurückgreifen. Hierbei wurden das Prinzip der Bee-Bots in Übungen zu zweit erfahrbar gemacht: Ein Kind steht hinter dem anderen und klopft auf dessen Schulter (rechts => drehe dich nach rechts, links => drehe nach links, beide Schultern => Schritt nach vorne).

Auch habe ich in einer Art Break-Out-Spiel einige Tische im Klassenraum umgestellt und so ein Labyrinth geschaffen, aus dem Kinder ihre*n Partner*in „herausprogrammieren" mussten.

Arbeiten mit den Bee-Bots

Die Bee-Bots sind eine hervorragende Vorbereitung auf Code.org und auf Scratch.mit.edu und zeigen, dass bereits Kinder das Programmieren erlernen können.

Hier einige Ideen:
  1. Mit den Bee-Bots das oben erwähnte Break-Out-Spiel spielen:
    Da, wo Tische gestanden sind, kann man jetzt Hindernisse auf die Bee-Bot-Matte legen.

  2. Nutzung der Weltkarte für interkulturelles Lernen:
    Fahre in „dein" Land (die Kinder können dieses für sich selbst definieren) und die anderen Kinder begrüßen den Bee-Bot in der jeweiligen Landessprache.

  3. Nutzung einer Zahlenmatte, um rechnen zu üben:
    Zahlen anfahren, dann Operator ziehen. Wird ein Plus gezogen, werden die Zahlen addiert. Je nachdem, welche Operatoren zur Verfügung stehen, wird es komplexer bzw. kann beim Subtrahieren auch ins Negative gehen.

  4. Auch Übungen zu zweit sind möglich:
    Beispielsweise können Kinder Bee-Bots tanzen lassen (geht auch zu dritt oder zu viert). Dabei können sie kreativ werden und sich Choreographien ausdenken. (Siehe https://wp.lehrgut.at/uebung_spiel/tanzende-blue-bots)

  5. Programmieren einiger Beispiele mit den genannten Blockly-Methoden auf Code.org oder Scratch und Optimierung mit Schleifen und Verzweigungen.

  6. Auch in unserem Webshop finden sich einige lustige Ideen.
Was ist dein Eindruck: Wie reagieren Schüler*innen auf den Einsatz von Bee-Bots im Unterricht?

Wenn ich den Einsatz von Bee-Bots angekündigt habe, waren die Kinder freudig aufgeregt.

Ich empfehle als Vorbereitung die Regeln festzulegen und die Benutzung zu besprechen. Folgende Methode hat aber auch funktioniert: die Unterrichtseinheit hat das Ziel, die Benutzung der Bee-Bots selber herauszufinden (spielendes Lernen). Das Unterrichtsergebnis ist ein Benutzerhandbuch, also ein A4-Blatt, mit den wichtigsten Infos zur Programmierung der Bee-Bots.

Was denkst du: Wie kann die Nutzung von BeeBots dazu beitragen, Schüler*innen auf zukünftige Herausforderungen in der digitalisierten Welt vorzubereiten?

Auf jeden Fall lernen Kinder mit den Bee-Bots implizit einige digitale Prinzipien, wie z. B. EVA (Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe) oder dass Programme (Algorithmen) erst zur Gänze eingegeben (programmiert) und danach mit OK unendlich oft ausgeführt werden können.

Wenn wir z. B. Befehle öfter ausführen möchten (Schleife), eine Entscheidung treffen wollen (Verzweigung im Algorithmus) oder wenn die Anzahl der Befehle zu groß wird, stoßen wir aber an die Grenzen der Bee-Bots. Mit der Weiterentwicklung der Bee-Bots, den Blue-Bots, sind solche Konstrukte realisierbar und auch das Vernetzen untereinander sowie mit Smartphones bzw. Tablets ist möglich.